Anthroposophische Gesellschaft
Rudolf Steiner - Zweig in Mannheim

Zur Geschichte der Anthroposophischen-Gesellschaft

[Die folgenden Texte und Bilder stammen zum überwiegenden Teil von der Seite des Goetheanum www.goetheanum.ch und wurden entsprechend adaptiert.]


Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft wurde bei der Weihnachtstagung in Dornach 1923 begründet. Ihre Geschichte beginnt aber viel früher. Die "anthroposophische Bewegung", welche getragen wurde durch das Wirken Rudolf Steiners, war der eigentliche Ausgangspunkt. Diese "Anthroposophsche-Bewegung", formiert sich im Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf Einladung von Graf und Gräfin Brockdorff hatte Rudolf Steiner seit 1900 in der Theosophischen Bibliothek in Berlin Vorträge gehalten.

Anfänge und Grundlagen 1902-1912

Im April 1902 wird Rudolf Steiner aufgefordert, Generalsekretär der zu gründenden Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft zu werden. Rudolf Steiner bindet die Übernahme des Amtes an zwei Bedingungen zum einen die "geistige Lehrfreiheit" und zum andern an die Zusage der Mitarbeit von Marie von Sivers (Marie Steiner). Im Oktober 1902 wurde die Theosophischen Gesellschaft in Deutschland mit Rudolf Steiner als Generalsekretär gegründet. In der folgenden Zeit wuchs die anthroposophische-Bewegung weiter an. Der Aufbau der Theosophischen Gesellschaft im deutschsprachigen Raum wurde durch die vielfältige nationale und internationale Vortragstätigkeit und die Herausgabe der grundlegenden Werke zur Anthroposophie wesentlich gefördert.

Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft und Initiativen 1912-1923

Kongress 1907
Kongress (Theosophische-Gesellschaft 1907)

Am 28.12.1912 Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Köln mit ca. 3000 Mitgliedern. Vielfältige künstlerische Tätigkeiten: 1910-1913 Sommerfestspiele in München mit Aufführungen von „Mysteriendramen“. Unter Mitarbeit von Künstlern und Helfern aus allen europäischen Ländern entsteht während des Ersten Weltkrieges das erste Goetheanum in Dornach bei Basel/CH. Im Nachkriegsdeutschland werden Vorschläge zu einer „Dreigliederung des sozialen Organismus“ vertreten. 1919 wird die erste Waldorfschule in Stuttgart gegründet und Ansätze zu einer anthroposophisch erweiterten Medizin vorgestellt. Das Goetheanum wird Sylvester 1922/23 durch Brandstiftung zerstört.

Neustrukturierung und Vertiefung. Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft 1923-1925

Model des zweiten Goetheanum
Rudolf Steiner, Model des zweiten Goetheanum

Die internationale Entfaltung und das Wachstum der Aktivitäten der Gesellschaft machen Restrukturierungen notwendig. In 15 Ländern bestehen Landesgesellschaften und weitere Landesgruppen mit ca. 12000 Mitgliedern. Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft. Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft mit Sektionen für Allgemeine Anthroposophie, Pädagogik, Medizin, Mathematik, Naturwissenschaft etc. wird von Rudolf Steiner eingerichtet. Der Beschluss zum Wiederaufbau des Goetheanums als Mittelpunkt der Aktivitäten wird gefasst. Grundlagen der biologisch-dynamischen Landwirtschaft und der anthroposophischen Heilpädagogik werden gelegt.

Nach Rudolf Steiners Tod. Innere Differenzierung. Weltkriegssituation 1925-1945

Model des zweiten Goetheanum
Zweites Goetheanum um 1928

Am 30. März 1925 stirbt Rudolf Steiner. Der Schweizer Dichter Albert Steffen wird Vorsitzender der Gesellschaft. Die angelegten Neustrukturierungen bleiben fragmentarisch, die weltweiten Initiativen werden fortgeführt. Im Herbst 1928 wird das zweite Goetheanum eröffnet. Am 1. November 1935 Verbot der mitgliederstärksten deutschen Landesgesellschaft durch die Nationalsozialisten. Teile der Anthroposophischen Bewegung arbeiten nach internen Auseinandersetzungen zeitweise unabhängig von der Gesellschaft weiter. Marie Steiner inszeniert am Goetheanum 1938 Goethes „Faust“ in beiden Teilen ungekürzt (Welturaufführung). Die Aktivitäten werden durch den Krieg erheblich eingeschränkt.

Aufbau und Konsolidierung 1945-1968

Model des zweiten Goetheanum
Zweites Goetheanum

Intensive Grundlagenarbeit, Aufbauarbeit und Institutionalisierung. Rudolf-Steiner-Häuser als Kulturzentren entstehen in größeren Städten weltweit. Lokale Gruppen („Zweige“) erarbeiten Grundlagen und bilden ein Forum für Initiativen. Weltweit entstehen Einrichtungen, Seminare und Ausbildungsstätten anthroposophisch orientierter Pädagogik, Landwirtschaft, Heilpädagogik, Kunst etc. Grundlagen für ein anthroposophische erweitertes Bankwesen werden ausgearbeitet.

Verbreitung und Professionalisierung 1969-1989

Anthroposophisches Krankenhaus, Herdecke
Anthroposophisches Krankenhaus, Herdecke

Generationenwechsel. Im Zuge der allgemeinen gesellschaftlichen Umbrüche finden anthroposophisch erweiterte Medizin, Pädagogik, Heilpädagogik und Landwirtschaft weltweit Ausbreitung mit Schulen, Höfen, Heimen und entsprechenden Ausbildungsstätten in allen Erdteilen. Kulturinitiativen in sozialen Brennpunkten wie Südafrika, Südamerika, im Strafvollzug, in der Suchttherapie usw. entstehen. Regionale und internationale Tagungskultur.

Pluralisierung und Identitätsfragen 1990 bis heute

Model des zweiten Goetheanum
Großer Saal mit Blick auf die Fenster

Die Anfang des 20. Jahrhunderts im anthroposophischen Kontext gestellten Fragen sind heute gesellschaftliche Grundproblematik der zivilisierten Welt geworden. Eine partielle Integration der anthroposophischen Ansätze in das kulturelle Leben der westlichen Welt zeichnet sich ab. Ein Anknüpfen an die Gründungsimpulse der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft konturiert den Schwerpunkt im Ausbau der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Heute besteht die Anthroposophische Gesellschaft mit 42000 Mitgliedern und Landesgesellschaften in 50 Ländern. Weltweit arbeiten ca. 10000 Einrichtungen auf anthroposophischer Grundlage.